Darstellung von statistischen Auswertungen

Die Auswertung der Befragung von über 1.700 Teilnehmern aus der öffentlichen Verwaltung an einer aktuellen Umfrage des Verwaltungs- und Beschaffernetzwerks (VUBN) hat ergeben, wie Verwaltungs- und Beschaffungsorgane mit der Corona-Krise umgegangen sind und welche Auswirkungen die Pandemie auf diese Organe hat. Die Auswertung zeigt, dass auch die öffentlichen Verwaltungen zwar vielfach nicht ausreichend auf die Pandemie vorbereitet waren, dafür aber schnell Maßnahmen zum Schutz der eigenen Mitarbeiter entwickelt haben.

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Das VUBN (Ondux GmbH) hat gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Betriebswirtschafts- und Industriebetriebslehre der Universität Würzburg und der IUBH (Internationale Hochschule) den Umgang mit der Corona-Krise in den öffentlichen Verwaltungen Deutschlands untersucht und die Ergebnisse nun im Rahmen einer Studie veröffentlicht.

Allgemeine Angaben zur Studie

Die überwiegende Mehrheit (76,5%) der befragten Teilnehmer arbeiteten bei einer Stadt- oder Kommunalverwaltung. Mitarbeiter von Landkreisen oder Bezirken stellten die zweitgrößte Gruppe der Befragten (10,9%).

Die Studie macht deutlich, dass in den Organisationen vielfach keine ausreichenden Notfallkonzepte vorlagen. So gaben 80% der befragten Verwaltungen an, vor Ausbruch der Corona-Pandemie über keine Pandemie-Notfallpläne verfügt zu haben.

Homeoffice ist die am meisten verwendete Maßnahme

Auch wenn die Corona-Krise viele Verwaltungen also unvorbereitet traf, ergab die Untersuchung aber, dass viele Organisationen schnell Maßnahmen (wie etwa die Einführung von Homeoffice-Konzepten und Schichtregelungen) ergriffen haben, um ihre Mitarbeiter zu schützen. So haben über 44% der Befragten angegeben, dass die Arbeit ganz oder teilweise ins Homeoffice verlagert werden konnte, was die am häufigsten verwendete Maßnahme darstellte. Stark damit zusammen hängt auch die unmittelbare Verminderung der Kontaktmöglichkeiten innerhalb des Verwaltungsalltags, die bei zahlreichen Verwaltungen umgesetzt wurde. Nur in 1% der befragten Verwaltungen findet in diesem Zusammenhang noch ein einigermaßen normaler Publikumsverkehr statt; in fast 95% der Fälle wurde der Publikumsverkehr auf ein Minimum reduziert.

Die Autoren der Studie, Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Prof. Dr. Michael Broens sowie ihre Mitarbeiter Felix Blank und Jennifer Fischer konstatieren, dass derartige Maßnahmen zwar insgesamt vielfach getroffen worden seien, um Verwaltungsmitarbeiter und den bestehenden Publikumsverkehr vor einer möglichen Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen, zeigten aber diesbezüglich auch Unterschiede mit Blick auf einzelne Bundesländer auf, etwa im Hinblick auf die Intensität der Durchführung von Homeoffice-Arbeit. So konnten beispielsweise in den neuen Bundesländern lediglich 20% ihre Arbeit ganz oder teilweise ins Homeoffice verlagern. Auch in Bayern waren vergleichsweise wenige Mitarbeiter in Verwaltungen in der Lage, Homeoffice zu machen. Neben bundeslandspezifischen Unterschieden spielte auch die Größe der Verwaltungen eine Rolle. So existierten gerade bei kleineren Verwaltungen noch strukturelle oder technische Mängel bei der Umsetzung von modernen Arbeitskonzepten.

Insgesamt fand vor allem die Ausgabe von Schutzmasken vielfach nicht statt; 77,7% der Befragten gaben in diesem Zusammenhang an, dass keine Masken bereitgestellt wurden bzw. werden konnten. Dementsprechend fühlte sich lediglich etwas mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Verwaltungen hinreichend gut geschützt.

Langfristige Auswirkungen der Corona-Krise

Untersuchungsgegenstand der Studie waren auch die Einschätzungen der Befragten zu den dauerhaften Auswirkungen der Corona-Krise. Bezüglich der längerfristigen Auswirkungen der Corona-Krise wurde in diesem Zusammenhang deutlich, dass vermehrt Beschaffungsvorhaben zurückgestellt worden sind, da antizipiert wurde, dass die Corona-Krise Auswirkungen auf die Finanzen der jeweiligen Verwaltungen haben werde.

Analyse der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Maßnahmen und deren Zielen

Neben der bloßen Erfassung und Nennung der Unterschiede beim Umgang mit der Corona-Pandemie führt die Studie auch eine Korrelationsanalyse zu den Evaluationen durch. Ziel einer solchen Analyse ist es, Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aussagen aufzudecken und auf das Vorliegen systematischer Bezüge zu schließen. Beispielsweise kann so untersucht werden, ob in den Fällen bzw. Organisationen, in denen Befragte sich besonders gut geschützt fühlten, auch eine hohe Maßnahmendichte vorliegt. Zudem kann bei der Untersuchung der Korrelationen verschiedener Maßnahmen aufgedeckt werden, ob bestimmte Kombinationen von Maßnahmen eher häufiger angewendet werden oder nicht häufig vorkommen.

Neben dem bloßen Aufdecken von Zusammenhängen gibt der sogenannte Korrelationskoeffizient auch Aufschluss darüber, wie stark der Zusammenhang zwischen zwei miteinander verglichenen Merkmalen bezüglich der Häufigkeit des Auftretens ist. Generell gilt hierbei, dass ein Absolutwert zwischen 0,1 und 0,3 für einen niedrigen, ein Wert zwischen 0,3 und 0,5 für einen mittleren und ein Wert von über 0,5 für eine starke Korrelation spricht. Neben starken positiven Korrelationen ist dabei auch das Vorliegen stark negativer Korrelationen von Interesse, d.h. wenn sich zeigt, dass  bei einem hohen Wert für ein Merkmal ein bestimmtes anderes Merkmal systematisch besonders niedrig bepunktet worden ist.

Im Rahmen der Korrelationsanalyse zeigte sich insbesondere, dass gerade die Gewährung von Homeoffice mit einem starken Schutzempfinden der entsprechenden Mitarbeiter in den Verwaltungen einhergeht (> 0,44). Auch eine größere räumliche Distanz der Arbeitsplätze trägt demnach stärker dazu bei, dass von den Befragten ein ausreichend hoher Schutz bei der Arbeit wahrgenommen wird (> 0,4). Die Minimierung des Publikumsverkehrs korrelierte hingegen – auch wenn sie oft durchgeführt wurde – nur relativ wenig mit dem wahrgenommenen Schutzempfinden (0,152). Anzumerken ist bei einer solchen Betrachtung, dass die ermittelte Korrelation keinen Aufschluss über die tatsächliche Wirksamkeit bestimmter Maßnahmen gibt, sondern lediglich darüber, inwieweit sich die Verwaltungsmitarbeiter geschützt fühlten.

Analyse der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Maßnahmen

Bezüglich der Korrelation von Maßnahmen untereinander ergab die Studie, dass insbesondere die Gewährung von Homeoffice und die Schaffung von größeren räumlichen Distanzen an Arbeitsplätzen oftmals miteinander einhergehen. Ausgehend davon, dass Mitarbeiter nicht beide Maßnahmen als äquivalent zueinander werteten, zeigt sich, dass Verwaltungen, die Homeoffice gewähren, im gleichen Zuge auch auf größere Abstände zwischen Mitarbeitern achten, die sich nicht im Homeoffice befinden.

Die niedrigste Korrelation – sowohl im Hinblick auf die Wahrnehmung der Maßnahmenwirksamkeit, als auch im Hinblick auf die Zusammenhänge mit anderen Maßnahmen – zeigte sich bei der Maßnahme „Ausgabe von Schutzmasken“. Dies kann allerdings auch darauf zurückzuführen sein, dass die Maßnahme selbst nicht allzu häufig ergriffen wurde, während andere Maßnahmen deutlich häufiger durchgeführt werden und sich diese Maßnahme deshalb nicht in Bezug auf das Schutzempfinden am Büroarbeitsplatz ins Bewusstsein drängt. Ferner zeigt sich, dass die Ausgabe von Schutzmasken als Maßnahme nicht mit der Minimierung des Publikumsverkehrs korreliert, Verwaltungen also nicht explizit auf beide Maßnahmen gleichzeitig setzen.

Abzuwarten bleibt, ob die in der Studie aufgezeigten Maßnahmen auch tatsächlich dazu beitragen, die Verbreitung des Corona-Virus weiter einzuschränken. Zudem ist zu hoffen, dass die erarbeiteten Maßnahmen auch in Maßnahmenkataloge aufgenommen werden, sodass Verwaltungen im Falle einer etwaigen erneuten Pandemie-Welle schnell und gut vorbereitet entsprechende Schritte einleiten können.

Die vollständige Studie finden Sie als PDF auf den Seiten des VUBN.

Bildquelle: David Schwarzenberg, Pixabay