Die Architektenkammer Berlin hat den Leitfaden „A wie Zirkulär“ vorgestellt, der Planenden bei der Umsetzung kreislaufgerechten Bauens helfen soll. Das 76-seitige Werk entstand aus Workshopreihen und vereint praxisnahe Checklisten mit wegweisenden Beispielprojekten.

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Der bereits 2024 erschienene Leitfaden richtet sich an (Innen)Architekten, Stadtplaner und Ingenieure. Er ergänzt die Arbeitshilfe „Nachhaltigkeit gestalten“ der Bayerischen Architektenkammer und die Muster(um)bauordnung der Bundesarchitektenkammer.

Grundlage der Publikation bildeten Workshops des Arbeitskreises Nachhaltiges Planen und Bauen der Architektenkammer Berlin im Jahr 2023. Diese brachten Fachleute aus verschiedenen Disziplinen mit dem Berliner Senat, der Berliner Immobilienmanagement, der Wohnungswirtschaft, privaten Bauherren und der Finanz- und Versicherungswirtschaft zusammen.

Drei Kernsätze definieren zirkuläres Bauen

Das zirkuläre Bauen folgt dem Leitfaden zufolge drei Grundprinzipien:

  1. „Form follows availability“ bedeutet, mit vorhandenen Materialien zu bauen.
  2. „Form follows disassembly“ fordert die Planung für spätere Wiederverwendung.
  3. „Rethinking standards“ verlangt das Hinterfragen von Erwartungen, Standards und Normen.

Die Publikation zeigt auf, dass und wie Gebäude zu Rohstofflagern werden können. Der Wert eines Gebäudes bemesse sich dann nicht mehr nur nach dem Immobilienmarkt, sondern auch nach dem Wert der weiterverwendbaren Materialien.

Digitale Instrumente unterstützen Planung

Verschiedene digitale Werkzeuge können die zirkuläre Planung unterstützen. Soll soll etwa der geplante Gebäuderessourcenpass des Bundes aus vier Modulen bestehen: einem Materialinventar, einem Ressourceninventar, einem Zirkularitätsinventar und sonstigen Angaben.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat bereits einen eigenen Gebäuderessourcenpass entwickelt, der auf drei Eigenschaftskategorien basiert: dem Zirkularitätspotenzial der Baustoffe, dem Rückbaupotenzial und der Materialverträglichkeit.

Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen

Der Leitfaden beleuchtet auch rechtliche Aspekte. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz stellt dabei die wesentliche Grundlage dar, wobei die Maßnahmen der Abfallbewirtschaftung in einer klaren Rangfolge stehen: Vermeidung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, Recycling, sonstige Verwertung und Beseitigung.

Bei der Finanzierung spielen die EU-Taxonomieverordnung und ESG-Kriterien eine zentrale Rolle. Die CO2-Bepreisung für Verkehr und Wärme macht CO2-intensive Neubauten unattraktiver und unterstreicht die Bedeutung der Bestandstransformation.

Bauteilbörsen als wichtige Infrastruktur

Eine wesentliche Infrastruktur für das zirkuläre Bauen bilden Bauteilbörsen. Diese bieten nicht nur Bauteile aus dem Rückbau zur Wiederverwendung an, sondern fungieren auch als Knotenpunkte des Wissenstransfers zur zirkulären Baupraxis.

Der Leitfaden führt verschiedene deutsche, schweizerische und österreichische Börsen auf und zeigt deren unterschiedliche Geschäftsmodelle auf. Gerade qualitätvolle historische Bauteile bringen ihre Geschichte mit und können eine neue, reminiszente Ästhetik entstehen lassen.

Bezug des Leitfadens

Der Leitfaden kann online auf den Seiten der Architektenkammer Berlin heruntergeladen werden.