
Die Europäische Kommission hat im Februar 2025 ein Framework für die Messung sozialer Auswirkungen bei der öffentlichen Beschaffung veröffentlicht. Der Leitfaden enthält praktische Indikatoren und Beispiele für die Umsetzung sozial verantwortlicher Vergabeverfahren.
Behörden können öffentliche Aufträge in sozial verantwortlicher Weise vergeben, indem sie ethisch korrekte Waren und Dienstleistungen kaufen und öffentliche Ausschreibungen dazu nutzen, Arbeitsplätze zu schaffen, für menschenwürdige Arbeit sowie die soziale und berufliche Eingliederung zu sorgen und die Bedingungen für Menschen mit Behinderungen und benachteiligte Menschen zu verbessern.
Die von PwC EU Services und ICLEI Europe erarbeitete Publikation „How to apply socially responsible public procurement: An impact-driven framework with indicators and practical examples“ bietet einen analytischen Rahmen zur Messung sozialer Auswirkungen in Vergabeverfahren.
Der Leitfaden analysiert Beschaffungsverfahren aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten anhand von Indikatoren für soziale Auswirkungen und identifiziert bewährte Praktiken sowie Erfolgsfaktoren und Herausforderungen im Zusammenhang mit sozial verantwortlicher Beschaffung.
Vier Hauptindikatoren zur Messung sozialer Auswirkungen
Der vorgeschlagene Rahmen umfasst vier Hauptindikatoren, die sich am Leitfaden „Buying Social“ der Europäischen Kommission orientieren:
Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten und sozialer Inklusion: Dieser Indikator bewertet die Integration expliziter, messbarer Ziele für die Schaffung von Arbeitsplätzen, einschließlich der Einbeziehung benachteiligter Gruppen und der Förderung von Kompetenzentwicklung.
Förderung angemessener Arbeitsbedingungen: Dieser Indikator bewertet Maßnahmen in Bezug auf den Beschäftigungsstatus und die Fairness der Arbeitsbedingungen, einschließlich fairer Löhne, Einhaltung der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), sicherer Arbeitsumgebungen und Nichtdiskriminierung.
Unterstützung von Barrierefreiheit und Design für alle: Dieser Indikator bewertet die Einhaltung von Zugänglichkeitsstandards, einschließlich gesetzlicher Anforderungen, universeller Designprinzipien, physischer Zugänglichkeit und unterstützender Technologien.
Förderung nachhaltiger Praktiken: Dieser Indikator untersucht die Übereinstimmung mit der Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitssorgfaltspflicht (CSDDD), Fairness in der Lieferkette, Verbot von Zwangsarbeit und Einhaltung ethischer Standards.
Ergebnisse der EU-weiten Analyse
Die Analyse von 75 Vergabeverfahren aus allen EU-Mitgliedstaaten zeigt erhebliche Unterschiede bei der Umsetzung sozialer Kriterien. Die meisten untersuchten Verfahren wurden als „gering wirksam“ (31) oder „mäßig wirksam“ (28) eingestuft, was darauf hindeutet, dass soziale Aspekte zwar berücksichtigt werden, deren Tiefe und Wirksamkeit jedoch oft begrenzt sind.
Nur wenige Verfahren erreichten die Einstufungen „hoch wirksam“ (10) oder „transformativ“ (4). Die am häufigsten berücksichtigten Indikatoren waren die Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten und sozialer Inklusion (83% der Verfahren) sowie angemessene Arbeitsbedingungen (72%).
Handlungsempfehlungen für EU-Mitgliedstaaten
Auf Basis der Ergebnisse empfiehlt die Studie konkrete Maßnahmen zur besseren Integration sozialer Aspekte in die öffentliche Beschaffung:
Ganzheitlichen Ansatz verfolgen: Integration aller Aspekte sozialer Beschaffung, um die Gesamtleistung zu verbessern, mit klaren sozialen Zielen und robusten Compliance-Mechanismen.
Strategische Ausrichtung: Implementierung strategischer Maßnahmen, die soziale Aspekte in allen Beschaffungsarten berücksichtigen und transformative Verfahren priorisieren.
Standardisierung bewährter Praktiken: Annahme einheitlicher Standards für Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit in der gesamten EU.
Umfassende Überwachungsmechanismen: Detaillierte Protokolle für regelmäßige Audits, Überprüfungen und Berichterstattung zur Einhaltung sozialer und ökologischer Standards.
Der vorgeschlagene analytische Rahmen bietet öffentlichen Auftraggebern ein flexibles Set von Indikatoren, die an spezifische Beschaffungskontexte angepasst werden können, um soziale Ergebnisse zu verbessern und die Integration sozialer Aspekte in öffentliche Beschaffungsverfahren zu fördern.
Quelle und Links
- Report How to apply socially responsible public procurement: An impact-driven framework with indicators and practical examples
- News: New report offers a practical framework for socially responsible public procurement
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Titelbild: Guillaume Périgois – Unsplash


