
Die öffentliche Hand kann durch gezielte Beschaffung innovativer Produkte nicht nur neue Technologien fördern, sondern auch zur Lösung staatlicher Aufgaben beitragen. Entscheidend seien dabei die richtigen Rahmenbedingungen.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht mit dem Titel Konzeptionelle Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft, den das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz im März 2025 veröffentlicht hat.
Mit einem Anteil von rund 18 Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist die öffentliche Hand aus Sicht der Autoren ein bedeutender wirtschaftlicher Akteur in Deutschland. Dieses Nachfragemacht eröffne Potenziale, um Innovationen gezielt zu fördern – insbesondere durch eine strategisch ausgerichtete öffentliche Beschaffung. Der Staat könne dabei als Erstkunde auftreten und so insbesondere jungen Unternehmen helfen, neue Produkte am Markt zu etablieren.
Durch die Nachfrage staatlicher Stellen entstünden für Unternehmen Skalen- und Lerneffekte. Zudem wirke die öffentliche Beschaffung als Signalgeber: Erfolgreiche staatliche Anwendungen können das Vertrauen privater Kunden in neue Technologien stärken und so zusätzliche Nachfrage erzeugen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Trotz des Potenzials sei die Umsetzung innovativer Beschaffung anspruchsvoll. Entscheiderinnen und Entscheider müssten vielversprechende Innovationen identifizieren und deren Nutzen für staatliche Aufgaben bewerten können. Dafür seien spezialisierte Informationen und Kompetenzen erforderlich.
Studien zeigten, dass staatliche Stellen bei der Auswahl neuer Technologien bislang nur eingeschränkt erfolgreich sind. Bestehende Unsicherheiten und ein hoher Informationsbedarf können dazu führen, dass vor allem etablierte Anbieter berücksichtigt werden – was dem Ziel widerspricht, auch jungen Unternehmen den Marktzugang zu erleichtern.
Professionalisierung und strategische Einbettung gefordert
Ökonomische Analysen empfehlen eine Beschaffungskultur, die Innovationen nicht primär als Risiko, sondern als Chance versteht. Eine stärkere Professionalisierung, etwa durch Schulungen und Best-Practice-Beispiele, soll dabei helfen, den Fokus von rein kostenorientierten Entscheidungen auf innovationsfreundliche Lösungen zu verlagern.
Darüber hinaus könne die Einbettung innovativer Beschaffung in übergeordnete politische Strategien Unsicherheiten abbauen und die Koordination zwischen Vergabestellen verbessern. Auch Fragen zum Umgang mit geistigem Eigentum sollten aus Sicht der Experten des IFO-Instituts frühzeitig geklärt werden, etwa durch Regelungen zur Lizenzvergabe durch Auftragnehmer.
Innovative Beschaffung als Treiber nachhaltiger Märkte
Eine besondere Rolle spiele die innovative Beschaffung beim Aufbau sogenannter grüner Leitmärkte. Diese Märkte zeichnen sich durch Produkte und Dienstleistungen aus, die auf Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet sind.
Durch Selbstverpflichtungen, etwa zur Abnahme emissionsarmer Fahrzeuge oder energieeffizienter Baustoffe, könne der Staat hier gezielte Anreize setzen. Dies fördert nicht nur nachhaltige Produktionsprozesse, sondern stärkt zugleich die Nachfrage nach klimafreundlichen Innovationen.
Quelle
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Titelbild: Ameen Fahmy – Unsplash