
Ein Plädoyer für den Wettbewerblichen Dialog wird Dr. Stefan Mager auf dem Vergabesymposium 2025 halten, das am 20. und 21. Mai in Bochum stattfindet. Wir sprachen mit dem Fachanwalt für Vergaberecht über das Thema sowie über seine Best Practice-Masterclass mit dem Titel Schlaglicht: Schulsanierung und -neubau – Markterprobte Modelle.
Sehr geehrter Herr Dr. Mager, bedarf der Wettbewerbliche Dialog wirklich eines Plädoyers?

Auf jeden Fall! Der Wettbewerbliche Dialog hat das Potential, das wichtigste Element der zukünftigen nachhaltigen Beschaffung zu werden. In unseren Nachbarländern wurde dies bereits erkannt. In Frankreich werden jährlich zahlreiche Wettbewerbliche Dialoge durchgeführt, zum Beispiel um Schulen zu errichten oder zu modernisieren. Warum tun wir das nicht in Deutschland? Ich vermute leider Angst.
Fest steht, das uns gut bekannte Verhandlungsverfahren bleibt hinter dem Potential des Wettbewerblichen Dialogs zurück.
Worin bestehen die Chancen? Und gibt es Risiken?
Der Wettbewerbliche Dialog bietet die Chance, das fachspezifische Know-how der Bieter vollumfassend in die Ausschreibung und Auftragserteilung einfließen zu lassen. Der Auftraggeber muss die Leistungsbeschreibung nicht bis ins kleinste Detail selbst oder durch teure Dritte erarbeiten, sondern kann diese im Dialog zusammen mit den Bietern erstellen. Somit können Teile der Markterkundung in das Vergabeverfahren integriert werden. Tatsächlich spart man dadurch Zeit. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ein Risiko ist natürlich, dass der Wettbewerbliche Dialog ein vergleichsweise langes Vergabeverfahren werden kann. Dies sollte die Auftraggeber jedoch nicht verunsichern. Denn mit einer guten Strukturierung und einem frühzeitigen Einleiten der Dialogphase können Verzögerungen vermieden werden.
In Ihrem Best Practice-Workshop werfen Sie außerdem ein Schlaglicht auf Schulsanierung und -neubau. Was dürfen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer davon versprechen?
Auch hier: Alternative Beschaffungswege müssen nach vorne! In Deutschland besteht ein Schulsanierungs- und -neubaubedarf von sagenhaften 47 Mrd. EUR. Wollen die Kommunen das mit abertausenden Losausschreibungen abarbeiten? Kann ich nicht empfehlen. Bei Schulbauprojekten ist die zeitgerechte Fertigstellung von zentraler Bedeutung, um die steigenden Bedarfe aufgrund wachsender Schülerzahlen zu decken.
Die Planungs- und Bauzeiten müssen verkürzt und die Verantwortung muss bei einem Unternehmen gebündelt werden. Wir begleiten in ganz Deutschland solche Projekte und bringen deshalb Best Practice-Beispiele für die Begründung und Umsetzung von GU, GÜ, TU und TÜ-Vergaben mit. Ich denke, das wird spannend.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Mager. Wir freuen uns auf Ihren Vortrag und auf Ihre Masterclass!

Vergabesymposium 2025
- 20. – 21. Mai 2025
- Jahrhunderthalle Bochum
- 32 Referenten · 2 Fachforen
- 14 Masterclasses für Austausch, Vernetzung, Diskussion und Best Practices
Titelbild: Katrin Hauter