Nur sieben Prozent der deutschen Start-ups erhalten öffentliche Aufträge. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.
Untersucht wurde, inwieweit Start-ups an öffentliche Ausschreibungen teilnehmen und diese gewinnen. Demnach hätten elf Prozent der deutschen Start-ups seit ihrer Gründung an öffentlichen Ausschreibungen teilgenommen. Sieben Prozent hätten mindestens einen Auftrag erhalten. Von den teilnehmenden Start-ups haben 65 Prozent mindestens einen Zuschlag erhalten.
Diese „niedrigen Erfolgschancen“ würden dazu führen, dass das Potenzial von Start-ups, die deutsche Wirtschaft langfristig voranzubringen, nicht ausgeschöpft werde, so Dr. Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe Co-Creation am ZEW Mannheim und Ko-Autor der Studie.
Was die Erfolgswahrscheinlichkeit steigert
Die Studie, die auf einer repräsentativen Befragung von rund 5.000 Startups in Deutschland aus dem Jahr 2022 basiert, zeigt auch, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit durch spezifische Faktoren wie die Einführung von Marktneuheiten, die Gründungserfahrung der Gründer und eine hohe Forschungs- und Entwicklungsaktivität beeinflusst wird. Start-ups, die gezielt Marktneuheiten einführen, um ihre Chancen zu verbessern, haben demnach eine um 23 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, den Zuschlag zu erhalten.
Funktionale und produktbasierte Ausschreibungen
Während Start-ups bei funktionalen Ausschreibungen häufig durch Innovationskraft und wissenschaftliche Expertise punkten, spielen bei produktbasierten Ausschreibungen eher Teamgröße und Erfahrung eine Rolle. Funktionale Ausschreibungen bieten mehr Möglichkeiten für innovative Start-ups, stellen jedoch aufgrund komplexer Anforderungen höhere Hürden dar.
Dabei spielt der Studie zufolge auch das Alter des Unternehmens eine Rolle: Jüngere Startups, die sich auf Ausschreibungen mit zusätzlichen Vergabekriterien konzentrieren, zeichnen sich eher durch eine hohe Innovationsfähigkeit und Branchenkenntnisse aus. Ältere Startups mit größeren Gründungsteams haben hingegen häufig bei Ausschreibungen mit ausschließlichem Fokus auf den Preis der Leistung die Nase vorn. Diese Ausschreibungen verlangen weniger Innovation, was erfahrenen Unternehmen mit etablierten Strukturen Vorteile verschafft.
Besonders erfolgreich sind Start-ups aus den Branchen Software und technische Dienstleistungen. Hier beträgt die Erfolgsquote bei funktionalen Ausschreibungen bis zu 80 Prozent.
Hoffnungsträger Vergabetransformation
Ein „vielversprechender Ansatz“ wäre der Baustein des Vergabetransformationspakets gewesen, die Erfolgschancen junger Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen zu verbessern, so Krieger. Mit dessen geringen Erfolgsaussichten in der verbliebenen Wahlperiode wird wohl auf einen neuen Aufschlag gewartet werden müssen. Immerhin hat die Kommission mit der Novellierung der EU-Vergaberichtlinien bereits begonnen.
Quellen und Links
- Pressemitteilung: Startups: Potenzial von öffentlichen Ausschreibungen bisher ungenutzt
- Studie: Which Start-Ups Win Public Procurement Tenders? (PDF, 43 Seiten)
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