Der „Datenraum für das öffentliche Auftragswesen“ (Public Procurement Data Space, PPDS) weist erste Dashboards auf, anhand derer man Bekanntmachungsdaten untersuchen kann. Trotz unklarer Datenqualität könnte er als künftige Grundlage für fundierte Entscheidungen dienen.
Der Datenraum für das öffentliche Auftragswesen soll den „brachliegenden Datenschatz“ ober- wie unterhalb der EU-Schwellenwerte heben und zentral verfügbar machen. Bislang seien lediglich Daten von 20 % aller Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber zentral verfügbar und für die Analyse durchsuchbar – nämlich diejenigen oberhalb der Schwellenwerte.
Dreizehn Dashboards in sechs Themenbereichen
Seit seinem Start am 24. September 2024 wurden auf dem Datenraum einige Dashboards veröffentlicht, die hier eingesehen werden können. Sie gliedern sich in die Themen Datenqualität, Wettbewerb, strategische Beschaffung, KMU-Beteiligung und Effizienz sowie in einen Überblick zur öffentlichen Beschaffung und weist unter dieser Gliederung dreizehn Dashboards auf.
Eingangs wird darauf hingewiesen, dass die Dashboards nur einen begrenzten Einblick in die Leistung der öffentlichen Beschaffung in den EU-Ländern bieten und mit Vorsicht interpretiert werden sollten.
Unklare Datenqualität
Inwieweit Daten unterhalb der Schwellenwerte bereits berücksichtigt werden, lässt sich dem Portal nicht klar entnehmen. Mindestens aus Deutschland, wo die Zulieferung dieser Daten an das Vorhaben gekoppelt ist, eForms im Unterschwellenbereich einzuführen, dürften sie allenfalls infolge freiwilliger Zulieferungen vorliegen.
Beispieldatensatz: Aufträge mit nur einem Bieter
Ungeachtet dessen bietet der Datenraum bereits einen guten Einstieg, um diverse Fragestellungen die öffentliche Beschaffung betreffend sowohl in der Breite als auch in der Tiefe zu untersuchen.
So erlaubt beispielsweise das Dashboard Single Bidder, welches den Anteil der vergebenen Aufträge darstellt, bei denen es nur einen einzigen Bieter neben Kartendarstellungen auch Visualisierungen nach Verfahrensart, Vertragstyp sowie CPV-Code. Die Daten beziehen sich auf die Jahre 2023/24 und sind damit aktueller als die Daten des Europäischen Rechnungshofs, der bereits den hohen Anteil an Vergaben nach nur einem Angebot kritisierte.
Deutschland steht in dieser Darstellung auf Rang 21 von 30 beim Anteil der Aufträge mit nur einem Angebot und damit vergleichsweise gut dar. Der Anteil ist in Deutschland zudem von 2023 (29 %) zu 2024 (25 %) gesunken. Das Problem zu weniger Angebote scheint demnach kein spezifisch deutsches, sondern ein gesamteuropäisches zu sein, dem auch zentralistischer verfasste Länder sowie solche einer zentralen Vergabeplattform wie Estland ausgesetzt sind.
Fazit
Wenn oder sobald der Datenraum einen hinreichend großen Datenschatz aufweist, könnte er eine wichtige Grundlage für politische Weichenstellungen hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung sein. Gegenwärtig fehlt jedoch eine Information darüber, wie belastbar die Datengrundlage bereits ist.
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Titelbild: Nastya Dulhiier auf Unsplash