Die Vergabestatistik weist nach wie vor keine vollständigen Daten auf. Dies erklärte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke im Bundestag. Es gebe Hinweise darauf, dass nicht alle Auftraggeber alle Vergaben gemeldet haben.
Geringe Datenqualität
In ihrer Anfrage zur öffentlichen Auftragsvergabe fragen die Abgeordneten, die nach Verlust ihres Fraktionsstatus eine Gruppe bilden, nach den Volumina der öffentlichen Auftragsvergaben unter Einbeziehung verschiedener Kriterien wie Nachhaltigkeit, Tarifbindung und KMU für die Jahre 1993 bis 2022.
Den Informationsbedarf kann die Bundesregierung nur in Teilen decken: Für die Jahre bis einschließlich 1998 liegen keinerlei Daten vor, bis zum Start der Vergabestatistik im Oktober 2020 liegen Daten nur ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit vor. Für Kriterien wie die Betriebsgröße der Auftragnehmer oder die Vergabe an tarifgebundene Unternehmen liegen ebenfalls keine Daten vor.
Für die Berichtsjahre 2021 und 2022, für welche die Vergabestatistik inzwischen aufbereitete und plausibilisierte Daten vorhält, gelte wiederum die obige Einschränkung hinsichtlich der Vergabestatistik.
Schon im August vergangenen Jahres hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eingeräumt, dass die Vergabestatistik unter dem Vorbehalt einer „uneinheitlichen“ Datenqualität stehe.
Mehr Vergaben ohne Nachhaltigkeitskriterien
Setzt man voraus, dass es sich um hinreichend belastbare Zahlen handelt, fällt zumindest auf, dass sich die Zahl der Vergaben, bei denen keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt wurden, von 2021 auf 2022 nennenswert erhöht hat:
Auftraggeber | Anzahl 2021 | Anzahl 2022 | Veränderung in Prozent |
---|---|---|---|
Bund | 18264 | 19869 | 8,79 % |
Länder | 41121 | 45633 | 10,97 % |
Kommunen | 77919 | 85763 | 10,07 % |
Auftraggeber | Volumen in Mrd. Euro 2021 | Volumen in Mrd. Euro 2022 | Veränderung in Prozent |
---|---|---|---|
Bund | 19,61 | 25,17 | 28,35% |
Länder | 17,34 | 24,5 | 41,29% |
Kommunen | 24,24 | 30,87 | 27,35% |
Ob es sich dabei um einen Einmaleffekt – möglicherweise pandemiebedingt – oder um eine anhaltende Entwicklung handelt, wird sich erst nach Vorliegen weiterer Berichtsjahre klären lassen.
Angebot der Kompetenzstelle nachhaltige Beschaffung
Besonders interessant für öffentliche Beschaffer sind die abschließenden Einblicke, die der Bund in das Dienstleistungsangebot der Kompetenzstelle nachhaltige Beschaffung (KNB) bietet.
Diese verfüge demnach derzeit über 15,4 Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten, verteilt auf Leistungen des Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit, die Fortbildungsinitiative nachhaltige Beschaffung, eine EMAS-Zertifizierung, die strategische und organisatorische Planung und Umsetzung der nachhaltigen Beschaffung im BeschA sowie auf die Stabstellenleitung.
Im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit erhalte die KNB circa 165 dokumentierte Anfragen und Beratungen, von denen durchschnittlich 27 telefonischer Natur seien; der Zeitraum, innerhalb dessen diese Anfragen und Beratungen erfolgen, bleibt im Rahmen der Beantwortung ungenannt. Vor Ort-Beratungen würden dabei nicht gesondert erfasst, da zwischen Beratungen und Anfragen nicht unterschieden werden könne.
Die KNB biete darüber hinaus etliche weitere Formate zu Informationszwecken an. Genannt seien Schulungen, Fachtage, Netzwerkveranstaltungen und vor allem die Webseite, die stets aktuell gehalten wird.
Quelle und Links
- Heute im Bundestag: Öffentliche Auftragsvergabe im Jahr 2022
- Vorgang im Dokumentationssystem des Deutschen Bundestags
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Titelbild: cosinex