In einem aktuellen Konzeptpapier unternimmt das Bundeswirtschaftsministerium den Versuch, klimafreundliche Grundstoffe wie grünen Stahl zu definieren. Davon soll auch die öffentliche Beschaffung profitieren.

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Das KonzeptLeitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe“ soll Impulse für die Schaffung und Stärkung der Nachfrage nach neuen klimafreundlich hergestellten Grundstoffen wie Stahl und Zement geben, um so die Investitionen in neue Industrietechnologien und -prozesse zu unterstützen.

Was ist grüner Stahl? Und grüner Zement?

In dem rund vierzigseitigen Papier, das Wirtschaftsminister Habeck im Mai vorstellte, werden Definitionen solcher klimafreundlichen Grundstoffe vorgeschlagen. Im Fokus stehen dabei Stahl, Zement und ausgewählte chemische Grundstoffe (Ammoniak und Ethylen), die als essenzielle Bestandteile der deutschen Wirtschaft, Grundlage vieler Industrieprozesse und Anfang wichtiger Wertschöpfungsketten gelten.

Die Definitionen sind Ergebnis eines branchenübergreifenden Stakeholderprozesses des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.

Öffentliche Beschaffung als Hebel

Aufbauend auf den Definitionen zeigt das Konzept mögliche Instrumente auf, um Leitmärkte voranzubringen. Hier wird die öffentliche Beschaffung – einmal mehr – als Hebel angeführt, um klimafreundliche Produkte stärker nachzufragen, bis sie der Standard im Markt werden.

Insbesondere auf die Materialproduktion bezogene Umweltkriterien („embodied carbon emissions“) würden in der öffentlichen Beschaffung bisher nur in geringem Umfang angewendet, was unter anderem daran liege, dass die notwendigen Informationen über die Umweltwirkungen wie Treibhausgasintensität von Produkten häufig nicht zur Verfügung stehen oder nur mit hohem Aufwand ermittelt werden können.

Hier sollen die Definitionen und insbesondere die im Folgenden vorgestellten Kennzeichnungssysteme helfen, indem sie Informationen über die mit der Produktion verbundenen Treibhausgasemissionen zur Verfügung stellen, so zur Vereinfachung und Transparenz beitragen und im Ergebnis Vergabestellen entlasten.

Kennzeichnungssysteme und Labels

Ein weiterer Schwerpunkt des Konzepts wird Kennzeichnungssysteme und Labels gelegt, die auf Grundlage der Definitionen entwickelt werden sollen. Sie seien ein bürokratiearmes Instrument, um klimafreundliche von konventionellen Produkten zu unterscheiden.

Klimafreundlich hergestellte Produkte sollten daher mittels glaubwürdiger Kennzeichnungen beziehungsweise Label erkennbar gemacht werden, so dass Unternehmen ihre klimafreundlich hergestellten Produkte standardisiert bezeichnen und bewerben können. Perspektivisch werden Kennzeichnungen, Labels und Nachhaltigkeitsanforderungen auf europäischer Ebene aufgegriffen und vereinheitlicht. Daher setzt sich das BMWK in seinem Konzept für europäische Definitionen und Lösungen ein.

Als erster wichtiger Schritt gelten dabei private Kennzeichnungsinitiativen wie der von der Wirtschaftsvereinigung Stahl jüngst veröffentlichte Low Emission Steel Standard (LESS). Das Konzept soll diese privaten Initiativen flankieren und zugleich die Ansätze auf europäischer und internationaler Ebene in Foren wie dem Klimaclub voranbringen.

Die Nachfrageseite in den Blick nehmen

Die umfassende Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität sei eine „Mammutaufgabe“, wie der Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck in seiner Wortspende erklärt. Habeck weiter:

„Unsere Vision ist das Windrad aus grünem Stahl, das auf einem Fundament aus grünem Zement fußt und das E-Auto, das nicht nur CO₂-frei fährt, sondern auch aus grünem Stahl hergestellt wurde. Damit das gelingt, müssen Angebot und Nachfrage nach klimaneutralen Prozessen und Produkten Hand in Hand gehen.“

Der bisherige Instrumentenmix ziele jedoch vor allem auf die Angebotsseite – von der CO₂-Bepreisung über Förderprogramme bis hin zu Klimaschutzverträgen. Mit den grünen Leitmärkten werde jetzt auch die Nachfrageseite in den Blick genommen.

Quellen und Links

Titelbild: Matt Richmond – Unsplash