Die Beschaffung der öffentlichen Hand hat unmittelbare Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Diese sinkt einer aktuellen Untersuchung zufolge sogar, wenn Unternehmen öffentliche Ausschreibungen ohne Innovationsanreize gewinnen.
Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und der KU Leuven.
Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel
Durch den Gewinn eines öffentlichen Auftrags ohne zusätzliche Vergabekriterien würden sich Unternehmen stärker auf etablierte Produkte und Dienstleistungen konzentrieren und verlören sowohl hinsichtlich ihrer Produkte als auch ihrer Prozesse an Innovationskraft. Langfristig stehe dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel.
Zusätzliche Vergabekriterien als Chance für Innovation
Wenn öffentliche Ausschreibungen hauptsächlich auf den Preis ausgerichtet sind, fehlt den Unternehmen der Anreiz, in innovative Lösungen zu investieren.
Starre Anforderungen können es Unternehmen erschweren, innovative Ideen umzusetzen oder neue Technologien einzuführen, da sie sich an bestehende Strukturen anpassen müssen.
Wenn sich die öffentliche Beschaffung ausschließlich an etablierte Anbieter mit bekannten Produkten oder Dienstleistungen richtet, werden innovative Unternehmen daher im Zweifel benachteiligt.
Öffentliche Aufträge mit zusätzlichen Vergabekriterien können hingegen als Sprungbrett dienen, um innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Der Gewinn einer solchen Ausschreibung kann den Zugang zu neuen Kunden und Märkten eröffnen.
Durch die Zusammenarbeit mit öffentlichen Auftraggebern können Unternehmen neue Partnerschaften aufbauen, die wiederum Innovationen fördern. Darüber hinaus kann der Wettbewerb um öffentliche Aufträge die Unternehmen dazu anregen, effizienter zu arbeiten und kontinuierlich innovative Verbesserungen vorzunehmen.
Innovationsfeindliches Geschäftsumfeld
Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Co-Creation“ im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“:
„Öffentliche Ausschreibungen spielen eine wichtige Rolle für die deutsche Innovationsdynamik. Derzeit tragen viele nicht-innovative Ausschreibungen im öffentlichen Sektor zu einem innovationsfeindlichen Geschäftsumfeld bei. Durch die Verwendung von Kriterien, die über den reinen Preis hinausgehen, könnten öffentliche Auftraggeber Innovationen belohnen und Unternehmen dazu anregen, innovative Lösungen zu entwickeln.“
Zur Methodik
Basis der Untersuchung waren Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP), des Tender Electronic Daily (TED) und der EPO Worldwide Patent Statistical Database (PATSTAT).
Die Forscher unterscheiden zwischen Unternehmen, die öffentliche Aufträge ohne zusätzliche Vergabekriterien erhalten haben (Maßnahmengruppe) und Unternehmen, die diese Aufträge nicht erhalten haben (Kontrollgruppe).
Sie untersuchen die Einführung neuer oder verbesserter Produkte und Dienstleistungen der vergangenen drei Jahre von Unternehmen, die Teil des MIP sind.
Darüber hinaus fließen der Umsatz mit etablierten Produkten und Dienstleistungen, der Umsatzanteil neuer oder verbesserter Produkte und Dienstleistungen, die Einführung neuer oder verbesserter Prozesse zur Kostensenkung und die daraus resultierende Gesamtkostensenkung in die Untersuchung mit ein.
Quelle und Download
Das Discussion Paper Public Procurement Can Hinder
Innovation (PDF, 39 Seiten) steht hier zum Download zur Verfügung.
- Pressemitteilung: Ausschreibungen machen Unternehmen weniger innovativ
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Titelbild: Fotolia Sunny Studio