Der Weg zu einer konsequent nachhaltigen Beschaffung führt über die Beschaffung von mehr innovativen Lösungen. GovMind-CEO Manuel Kilian beschreibt in diesem Gastbeitrag, wie die öffentliche Verwaltung wirksam zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann.

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Es sind aufregende Zeiten für die öffentliche Beschaffung, denn die Politik entdeckt das Thema für sich – kein Wunder bei geschätzten 350 Milliarden Euro, die öffentliche Einrichtungen jährlich für Produkte und Dienstleistungen ausgeben. Wenn es gelingt, diese Ausgaben strategisch(er) auszurichten, ist das Potenzial beträchtlich.

Genau mit dieser strategischen Ausrichtung beschäftigt sich unter anderem das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz betreute Vergabetransformationspaket. In einem das Paket begleitenden Konsultationsprozess im Sommer dieses Jahres wurde der strategische Aspekt der öffentlichen Beschaffung beleuchtet – und zwar entlang der beiden Dimensionen (i) nachhaltige öffentliche Beschaffung und (ii) KMU, Startups und Innovation.

Der Autor

Manuel Kilian ist Gründer von GovMind, einem Technologieunternehmen mit Sitz in Berlin, das öffentliche Einrichtungen bei der Beschaffung innovativer Lösungen unterstützt.

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Diese beiden Aspekte, also Nachhaltigkeit und Innovation, tauchen immer wieder auf, wenn es um die Transformation der Vergabestellen hin zu einem strategisch denkenden öffentlichen Einkauf geht, der Aufträge nicht lediglich abwickelt.

Mit unserer Rechercheplattform MIRA unterstützt GovMind aktuell bei der Beschaffung von Innovationen und rückt damit auch KMU und Startups stärker in den Fokus von Vergabeverfahren. Aber wie steht es um die Nachhaltigkeit in der Beschaffung, also den zweiten Aspekt eines strategischen Einkaufs?

Was ist nachhaltige Beschaffung und warum wird sie immer wichtiger?

Nachhaltige Beschaffung konzentriert sich auf Produkte und Dienstleistungen, die von der Herstellung bis zur Entsorgung die Umwelt weniger belasten – unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ökonomischer Gesichtspunkte.

Der ökologische Aspekt rückt dabei zunehmend in den Mittelpunkt, da er einen wichtigen Baustein zur Erreichung der klimapolitischen Ziele darstellt. So hat sich die Bundesverwaltung mit dem Klimaschutzgesetz des Bundes das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu agieren. Ähnliche Ziele gibt es immer häufiger auch auf Landes- und kommunaler Ebene.

Aus diesen politischen Zielen zur Klimaneutralität ergibt sich für die öffentliche Beschaffung der Arbeitsauftrag, beim Einkauf von Produkten und Dienstleistungen auf deren Emissionen zu achten und auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen. Andernfalls werden die Klimaziele nur schwerlich erreichbar sein. Damit wird die öffentliche Beschaffung zu einem strategischen Hebel für die Umsetzung von Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz.

Nachhaltige Beschaffung in der Praxis: Denken und Handeln in bestehenden Produktklassen

Betrachtet man die Bandbreite der Produkte und Dienstleistungen, die der öffentliche Sektor beschafft, wird schnell deutlich, wie vielschichtig das Thema der nachhaltigen Beschaffung ist.

Ein naheliegender Ansatz für einen Einstieg in die nachhaltige Beschaffung besteht darin, für gängige Produktklassen nach möglichst ähnlichen Alternativen mit geringeren Umweltauswirkungen zu suchen. In zunehmendem Maße gibt es für öffentliche Verwaltung daher Handreichungen und Leitfäden, um beispielsweise Recyclingpapier (anstelle von Frischfaserpapier), nachhaltige Büromöbel (anstelle von Möbeln aus nicht nicht-erneuerbaren Rohstoffen) oder wiederverwertbarer Straßenbelag (anstelle von neuem Asphalt) zu beschaffen.

Dieser Ansatz, innerhalb bestehender Produktklassen auf nachhaltigere Alternativen umzuschwenken, hat zweifelsohne seine Berechtigung. Er hat aber auch klare Grenzen. So liegen die CO2-Emissionen von Recyclingpapier zum Beispiel durchschnittlich 15 Prozent unter denen des Frischfaserpapiers (siehe Berechnung des Umweltbundesamtes; die Einsparungen bei Wasser und Energie sind hingegen um einiges höher).

Um die Klimaziele zu erreichen, werden CO2-Einsparungen in Höhe von 15 Prozent vermutlich nicht reichen – und das wird beim Denken in bestehenden Produktklassen oft der Fall sein. Ein Nachhaltigkeitseffekt kann zwar erwirkt werden, aber er bleibt (zu) inkrementell.

Eine konsequent nachhaltige Beschaffung bedeutet eine innovative Beschaffung

Um der Falle des inkrementellen Nachhaltigkeitseffekts zu entgehen, könnte man konsequenterweise antworten: Die nachhaltigste Form der Beschaffung ist keine Beschaffung, denn damit sinkt der CO2-Fußabdruck auf null.

In der Theorie mag das richtig sein, in der Praxis ist das natürlich nicht umsetzbar. Allerdings lässt sich an dieser Stelle eine Brücke zur Beschaffung von Innovationen schlagen, die ein großes Potenzial birgt. Denn innovative Lösungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein bestehendes Problem im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen deutlich effizienter oder effektiver angehen können, also weniger Ressourcen zur Problemlösung benötigen.

So kann die Beschaffung von Papier, sei es Recyclingpapier oder Frischfaserpapier, vermieden werden durch Schritte hin zum papierlosen Büro, ermöglicht durch eine elektronische Aktenverwaltung oder eine Software für die Sitzungs- und Gremienverwaltung. Ebenso kann eine Anwendung zur flexiblen Buchung und Optimierung der Auslastung von Büroräumen den Bedarf an neuen Büromöbeln reduzieren, so nachhaltig diese auch sein mögen. Und ein intelligentes Straßenmanagement-Tool hilft, Straßenschäden frühzeitig zu erkennen und so teure und ressourcenintensive Sanierungen zu vermeiden.

Der Weg zu einer konsequent nachhaltigen Beschaffung mit einer drastischen Reduzierung des CO2-Fußabdrucks führt also in vielen Fällen über die Beschaffung von mehr innovativen Lösungen. Die drei oben genannten Beispiele zeigen dies pars pro toto und stehen damit stellvertretend für die ganz große Mehrheit der mehr als 5.000 in MIRA gelisteten innovativen Produkte.

Die nachhaltige und die innovative Beschaffung sind daher zwei Seiten einer Medaille bei der Transformation der Beschaffung hin zum strategischen Einkauf. Zugegebenermaßen macht das die Dinge nicht weniger komplex, denn das Denken nicht innerhalb, sondern über Produktklassen hinweg ist eine intellektuelle Herausforderung. Aber dieser Herausforderung müssen wir uns stellen, wenn wir die ehrgeizigen klimapolitischen Ziele erreichen wollen.

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Titelbild: Parradee – Adobe