Vor rund einem Jahr hat die Bundesregierung ihre Start-up-Strategie auf den Weg gebracht, die auch die öffentliche Beschaffung und die Beschaffung von Innovation umfasst. Ein erster Fortschrittsbericht liegt vor.
Maßnahmen zu 45 % umgesetzt
Mit der Start-up-Strategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, für junge, innovative Unternehmen Rahmenbedingungen zu verbessern, Gründungen zu erleichtern und die Finanzierung zu stärken. Dafür wurden in zehn Handlungsfeldern rund 130 Maßnahmen gebündelt.
Zu den Handlungsfeldern zählt auch das öffentliche Auftragswesen. So sollten Vergabeverfahren vereinfacht, professionalisiert und digitalisiert werden und die bestehenden Möglichkeiten für die Beschaffung von Innovation genutzt werden.
Nach rund einem Jahr liegt der erste Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Start-up-Strategie vor. Demnach seien mehr als 40 Prozent der Maßnahmen sind bereits vollständig umgesetzt. Wie sich diese Fortschritte verteilen, ist der folgenden Grafik zu entnehmen:
Das deutsche Start-up-Ökosystem entwickle sich gut, „aber es gibt noch Luft nach oben“, wie in dem Bericht konstatiert wird: So seien 2022 in Deutschland 2.619 Start-ups neu gegründet worden – 18 Prozent weniger als 2021. Der Gesamtwert deutscher Start-ups habe sich seit 2018 mehr als verfünffacht.
Transformationspaket, KOINNOvationsplatz und der Bekanntmachungsservice
Für das Handlungsfeld 7. Start-up-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren schreibt sich der Bund sogar eine Umsetzungsquote von 56 % zu. Viele der Maßnahmen sind bekannt:
- Das in Vorbereitung befindliche Paket zur Transformation des Vergaberechts soll die Belange junger Unternehmen im Vergaberecht noch besser zu berücksichtigen.
- Der Bekanntmachungsservice für öffentliche Vergabeverfahren (oeffentlichevergabe.de) vereinfacht den Zugang zur öffentlichen Beschaffung, insbesondere auch für Start-ups und kleine und mittelständische Unternehmen.
- Der KOINNOvationsplatz dient als Bindeglied zwischen öffentlichen Auftraggebern und innovativen Unternehmen und Start-ups.
Darüber hinaus soll das Projekt „Procurement for Government“ ab dem dritten Quartal 2023 digitale Beschaffungslösungen für Verwaltungen aus Bund, Ländern und Kommunen zentral zugänglich machen, rechtssichere Modelle für innovative Beschaffung von Technologien, Software und digitalen Lösungen erproben und die digitale Beschaffungsexpertise in der Verwaltung durch ein Weiterbildungscurriculum stärken.
Innovationspartnerschaft evaluieren
Im Start-up-Beschaffungsindex wird die Beteiligung von Start-ups an öffentlichen Aufträgen erfasst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass öffentliche Aufträge bislang „nur zu einem sehr geringen Teil“ an Start-ups vergeben werden. Geplant ist, den Index künftig jährlich zu aktualisieren.
Gegenüber der EU-Kommission will sich der Bund zudem für die Evaluierung des Instruments der Innovationspartnerschaften mit Blick auf die Anwenderfreundlichkeit für Start-ups einsetzen. Das scheint angeraten: Eine aktuelle Datenanalyse der Europäischen Kommission zum Einsatz dieses Instrumente zeichnete ein durchaus ernüchterndes Bild – das cosinex Blog berichtete.
Ein Interview zur Start-up-Strategie mit Dr. Anna Christmann, Beauftragte des Wirtschaftsministeriums für die Digitale Wirtschaft und Start-ups, erscheint in wenigen Tagen im cosinex Blog.
Verwandte Beiträge
Titelbild: charlesdeluvio – Unsplash