Die Projektlandschaft der Europäischen Union ist unübersichtlich und intransparent – nicht nur im Bereich der Beschaffung von Innovation. Etwas Licht ins Dunkel bringt die Broschüre Mit dem öffentlichen Sektor expandieren, mit der sich die Kommission an Start-ups richtet. Wir stellen die Angebote und Projekte vor.
Pioniere der Innovation
Auf elf Seiten versucht die Europäische Kommission, Start-ups dem öffentlichen Sektor näher zu bringen. Als „Pioniere der Innovation“ könnten sie dem öffentlichen Sektor zu wichtigen Neuerungen verhelfen. Der Markt für öffentliche Aufträge biete dafür „unbegrenzte Möglichkeiten“.
Die Kommission postuliert in diesem Kontext ein „neues Paradigma“, in dem es für den Käufer besonders wichtig sei, sich auf die Vorbereitung der Aufforderung zur Angebotsabgabe und die Vertragsausführung zu konzentrieren. Die gestiegene Bedeutung dieser Phasen wird auch in der folgenden Grafik deutlich:
Im Folgenden werden die Instrumente der Innovationsbeschaffung vorgestellt, die in der Broschüre teils kurz, teils ausführlicher beschrieben werden.
Innovationspartnerschaft
Das wohl bekannteste Instrument dieses Baukastens ist die Innovationspartnerschaft, die bereits mit der Richtlinie 2014/24/EU eingeführt wurde.
Öffentliche Auftraggeber können die Innovationspartnerschaft in Anspruch nehmen, wenn sie ihren Bedarf an innovativen Produkten, Dienstleistungen oder Bauleistungen nicht durch bestehende Marktangebote decken können.
Weiter heißt es in der Richtlinie:
Die Innovationspartnerschaft sollte sich auf die Verfahrensregeln stützen, die für das Verhandlungsverfahren gelten, und die Auftragsvergabe sollte einzig auf der Grundlage des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses erfolgen, was für den Vergleich von Angeboten für innovative Lösungen am besten geeignet ist. Ganz gleich, ob es um sehr große Vorhaben oder um kleinere innovative Vorhaben geht, sollte die Innovationspartnerschaft so strukturiert sein, dass sie die erforderliche Marktnachfrage („Market Pull“) bewirken kann, die die Entwicklung einer innovativen Lösung anstößt, ohne jedoch zu einer Marktabschottung zu führen.
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Auch die Makler für die innovationsfördernde öffentliche Auftragsvergabe zielen auf eine erleichterte Beschaffung innovativer Waren und Dienstleistungen durch Stärkung der Verbindungen zwischen öffentlichen Auftraggebern und innovativen Unternehmen ab.
Die Makler sollen öffentliche Auftraggeber bei der Ermittlung ihres Bedarfs als zwischengeschaltete Stellen oder Parteien unterstützen.
Beratungsdienst für Sachverständige
Im Rahmen der Europäischen Innovationsagenda unterstützt die Kommission darüber hinaus die Einrichtung eines Beratungsdiensts für Experten im Bereich der innovationsfördernden öffentlichen Auftragsvergabe.
Die spezialisierten Beratungsdienste sollen öffentliche Auftraggeber und innovative Lieferanten im Bereich der Innovationsbeschaffung zusammenbringen. Diese Dienste werden als Vermittler zwischen den Auftraggebern und den Lieferanten fungieren und bestehende Lücken schließen, die den Fortschritt bei der Integration innovativer Lösungen in den öffentlichen Sektor behindern.
Die Beratungsdienste sollten über mehrere Kernkompetenzen verfügen, darunter spezialisiertes Wissen in einem oder mehreren Marktsektoren, ein gutes technisches Verständnis ihrer Sektoren und eine gründliche Kenntnis der relevanten Beschaffungsverfahren. Sie sollten auch starke Verbindungen zu innovativen KMU und dem Umfeld für Unternehmensgründungen haben, einschließlich des Europäischen Innovationsrats (EIC) und des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT).
Zu den Hauptaktivitäten des Programms gehören die Sensibilisierung für und die Verbesserung des Wissens über den Rechtsrahmen für die Beschaffung von Innovationen, die Verbesserung des Wissens und der Fähigkeiten von Beschaffern in Bezug auf Innovationen und die Verbreitung bewährter Verfahren bei der Definition von Bedürfnissen und der Gestaltung von Verfahren und langfristigen Strategien für die Beschaffung von Innovationen.
„Living Labs“ und Innovationszentren
Die Kommission fördert auch die Einrichtung von „Living Labs“ und Innovationszentren, etwa um Innovatoren und öffentliche Verwaltungen zusammenzubringen und so innovative Lösungen für Bereiche des öffentlichen Bedarfs verfügbar zu machen.
Living Labs sind experimentelle Umgebungen, in denen Technologien unter realen Bedingungen getestet und weiterentwickelt werden können. Sie dienen als Schnittstelle zwischen Entwicklern und Nutzern und ermöglichen direkte Interaktion und Feedback, was zu praxisnahen und nutzerorientierten Innovationen führt. In einem Living Lab können neue Ideen und Technologien in einer kontrollierten, aber realitätsnahen Umgebung getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen.
Ziel ist es, eine starke Verbindung zwischen Innovatoren und der öffentlichen Verwaltung in Bereichen wie Mobilität, grüner und digitaler Wandel, Gesundheit und Bildung zu schaffen.
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Titelbild: Louis Hansel – Unsplash