Lösungen zur Rückverfolgbarkeit von Lieferketten können die Nachweisführung bei der nachhaltigen Beschaffung erleichtern. Eine Studie der Frauenrechtsorganisation FEMNET nimmt Möglichkeiten kritisch in den Blick.

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Die Auswertung von eingereichten Nachweisen ist für Beschaffer aufwendig und setzt viel Fachwissen voraus. Eine Rückverfolgbarkeitslösung, die umfassend geprüfte Nachhaltigkeitsinformationen zu Lieferketten, Produkten und Unternehmen erfasst, könnte eine große Erleichterung für Beschaffer darstellen.

Was ist Rückverfolgbarkeit?

Die Internationale Organisation für Normung (International Organization for Standardization, ISO) definiert Rückverfolgbarkeit als die Fähigkeit, die Geschichte, die Verwendung und/oder den Aufenthaltsort eines Objekts zu bestimmen.

Laut der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (United Nations Economic Commission for Europe, UNECE) beschreibt Rückverfolgbarkeit den Anspruch, ein Produkt und seine Zusammensetzung zu kennen und zu wissen, wo es unter welchen Bedingungen hergestellt wurde.

Als konkrete Lösungen zur Rückverfolgbarkeit werden digitale Plattformen genannt, die häufig neben der Rückverfolgbarkeit auch weitere Funktionen wie Risikomanagement, Lieferantenmanagement, Audit- und Zertifikatsmanagement sowie Tools für Marketing und Kommunikation integrieren.

Daneben existieren Technologien zur Fasermarkierung, wobei dem Textilprodukt Markerfasern hinzugefügt werden, die von einem Sensor ausgelesen werden können.

Auch die Blockchain-Technologie wird im Kontext der Rückverfolgbarkeit kritisch diskutiert.

Wichtiges Werkzeug, aber kein Garant für volle Transparenz

Die Studie Ist rückverfolgbar gleich nachhaltig? Rückverfolgbarkeitslösungen als Nachweis für die nachhaltige öffentliche Beschaffung von Textilien (PDF) von FEMNET nimmt die Frage in den Blick, inwiefern Rückverfolgbarkeitslösungen Anwendung in der Nachweisführung der öffentlichen Vergabe finden können.

Im Ergebnis können Rückverfolgbarkeitslösungen durchaus ein wichtiges Werkzeug sein, um Lieferketten transparenter zu machen. Zudem zeige ein Textilunternehmen, das eine solche Lösung nutzt, dass es auf mehr Transparenz in seinen Lieferketten hinarbeitet.

Allerdings sei eine Rückverfolgbarkeitslösung kein Garant dafür, dass Produkte vollständig rückverfolgbar sind. Die Lösungen könnten nur so gut sein wie die Informationen, die über die Lieferkette zur Verfügung stehen – und diese Informationen fehlen vielen Textilunternehmen bisher.

Hilfreich für die Marktrecherche

Zudem garantiere auch eine Rückverfolgbarkeitslösung nicht, dass alle eingetragenen Daten korrekt sind. Es können Daten eingepflegt werden, die extern überprüft wurden; der Großteil der Daten hat jedoch den Charakter einer Selbstauskunft.

Daher ersetze eine Rückverfolgbarkeitslösung nicht die Prüfung von eingereichten Nachweisen durch Beschaffer. Da Angaben nicht auf ihre Richtigkeit geprüft werden, müssen Beschaffer auch weiterhin Nachweise von Bietern selbst unter die Lupe nehmen.

Rückverfolgbarkeitslösungen könnten hingegen für die Marktrecherche relevant sein. Eine Marktrecherche sollte neben der Verfügbarkeit von Rückverfolgbarkeitslösungen auch unbedingt verfügbare Nachhaltigkeitsstandards erfassen.

Quelle und Links

Die Studie basiert neben einer Literaturrecherche auf Interviews mit Experten aus Textilunternehmen, IT-Firmen und Standardorganisationen. Die Prüfung juristischer Fragen zur Anwendung von Rückverfolgbarkeitslösungen in der Nachweisführung hat im Dialog mit einem Vergaberechtsexperten stattgefunden.

  • Die Studie Ist rückverfolgbar gleich nachhaltig? (PDF, 21 Seiten) herunterladen

Titelbild: Nico Nazaire – Unsplash