Das Vergabesymposium hat sich zum etablierten Branchenevent für die öffentliche Beschaffung entwickelt. Teilnehmer schätzen insbesondere die gelungene Themenzusammenstellung.
Mitarbeitenden und Führungskräften in den Vergabestellen ein vielfältiges Programm zu aktuellen Entwicklungen in der Vergabepraxis zu bieten, das war erklärtes Ziel des Vergabesymposiums, das am 6. und 7. Juni zum zweiten Mal stattgefunden hat.
Wie gut das gelungen ist, zeigt nicht zuletzt das Feedback, welches uns schon während der Veranstaltung und anschließend im Feedbackbereich erreicht hat: Gefragt nach den Gründen für die außergewöhnlich hohe Zufriedenheit mit der Veranstaltung gaben mehr als 80 % die Zusammenstellung aus Themen, Inhalten und Referenten an.
Strategische Aspekte
Immer wieder griff die Veranstaltung aktuelle Entwicklungen des Vergaberechts auf, selbst wenn diese nicht auf der Agenda standen. Der gegenwärtige Gesetzgebungsprozess zur Transformation des Vergaberechts kam beispielsweise regelmäßig zur Sprache, insbesondere im Themenschwerpunkt zu den strategischen Aspekten.
Warum die Markterkundung immer wichtiger wird
Nach der Begrüßung durch Martin Fervers, Beiratsvorsitzender der cosinex, gab der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Michael Eßig von der Universität der Bundeswehr die Richtung vor: „Die nachhaltige Beschaffung und die Beschaffung von Innovation sind nur mit einer strategischen Markterkundung möglich“, betonte Eßig.
Am Beispiel verschiedener Marktdialoge, Austauschformate und Roadmaps schilderte er anschaulich und praxisnah, wie sich Formen der Markterkundung in der Praxis darstellen und worauf bei ihnen zu achten ist.
Nachhaltige Beschaffung
Den Faden konnte Dr. Ute Jasper, Heuking Kühn Lüer Wojtek Rechtsanwälte, direkt aufgreifen. Unter der Überschrift Was kann, was soll, was muss? stellte sie den Werkzeugkasten vor, den der Rechtsrahmen bereits heute bei der klimaneutralen Beschaffung zur Verfügung stellt und wendete ihn auf konkrete Beispiele vom Kita- und Schulbau bis zur Fahrzeugbeschaffung beispielhaft an.
Innovationen beschaffen – aber wie?
Die Beschaffung von Innovation wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion vertieft, bei der Manuel Kilian, GovMind, Lars Zimmermann, GovTech-Campus und Carsten Klipstein, CEO der GovTech Gruppe, kritisch diskutierten, ob, warum und wie die öffentliche Hand Innovation beschaffen sollte. Wesentliche Aspekte wurden im Rahmen einer Live-Befragung des Publikums abgefragt und diskutiert.
Aufweichung der Losvergabe?
Mit wachsenden Anforderungen an Innovation und Nachhaltigkeit wächst auch die Komplexität von Vergabeverfahren. Begegnet werden soll dem – auch im Transformationspaket – mit „Erleichterung und Beschleunigung“. Mitunter wird in diesem Kontext auch die Losvergabe infrage gestellt.
Prof. Dr. Martin Burgi von der Ludwig-Maximilians-Universität München stellte in seinem Vortrag die mögliche Zukunft der Losvergabe vor. Ihm zufolge könnte die Suspendierung von § 97 Abs. 4 GWB im LNG-Beschleunigungsgesetz als „Muster“ für weitere politische Entscheidungen im Kontext Losvergabe dienen. Die Folge: Mittelständische Interessen müssen nicht länger vornehmlich berücksichtigt werden, Leistungen müssten nicht in Teil- oder Fachlose aufgeteilt werden.
Vergabestelle und Fachbereich als Team
Wie unter den immer anspruchsvoller werdenden Bedingungen der Beschaffungserfolg auch weiterhin gewährleistet werden kann, diskutierten Dr. Daniel Rau, Bundesbank, Dipl.-Kfm. Peter Schiefen, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt und Carsten Klipstein, CEO der GovTech Gruppe im Rahmen eines Fachforums.
Sie stellten sieben Erfolgsfaktoren für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Vergabestelle und Fachbereich zur Diskussion, vom Rollenverständnis bis zum Projektmanagement.
Praxiserfahrungen mit Beschaffungsinstrumenten
Johanna Reinker, d-NRW, Oliver Schlimme, IT.Niedersachsen und Dieter Jagodzinska, Precision Landing diskutierten hingegen – moderiert von Dr. Nicola Ohrtmann – wie dynamische Beschaffung und Rahmenverträge mit mehreren Wirtschaftsteilnehmern einem gesunden Wettbewerb förderlich sein können.
Kultur und Networking
Den ersten Veranstaltungstag ließen die über vierhundert Teilnehmer des Vergabesymposiums mit einem Rooftop Barbecue auf den Dachterrassen und in der Lounge der Jahrhunderthalle ausklingen.
Vom Schaden bis zur Heilung: Mehr Mut bei der Beschaffung
Ein weiterer Themenstrang der Veranstaltung befasste sich mit den Folgen möglicher Fehler im Beschaffungsprozess, Heilungsmöglichkeiten und den Risiken, die sich aus entstandenen Schäden ergeben können.
Schadensersatz im Vergaberecht
So stellte der Vorsitzende Richter am Bundesgerichtshof, Prof. Dr. Wolfgang Kirchhoff, die aktuelle Rechtsprechung des BGH zur unterschätzten Gefahr des Schadensersatzes im Vergaberecht anhand von fünf Fällen vor – von Sanierungsarbeiten für ein Kreisklinikum bis zur Entsorgung von Bodenaushub. Der abschließende Fall drehte sich um das GAEB-Dateiformat im Kontext der öffentlichen Ausschreibung von Bauleistungen und war erst am 16. Mai verhandelt worden. So kamen die Teilnehmer des Symposiums in den Genuss eines top-aktuellen und noch nicht veröffentlichten Falls.
Vertrauen im Vergabeverfahren
Norbert Dippel, Fachanwalt für Vergaberecht und Autor des cosinex Blog, nahm die Aufklärungs- und Prüfpflichten der Vergabestelle unter der Leitfrage „Vertrauen ist gut, Kontrolle notwendig?“ fachkundig in den Blick. Dippel erläuterte, warum Vertrauen ein „sehr wichtiges Element im Vergabeverfahren“ ist.
Sponsoren
Ohne unsere Sponsoren und Aussteller wäre das Vergabesymposium so nicht möglich. Daher auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Precision Landing GmbH, Bundesanzeiger Verlag GmbH, Kompetenzzentrum innovative Beschaffung (KOINNO), top itservices AG, Aulinger Rechtsanwälte Notare, Dr. Knoll Pfeifer & Partner Unternehmensberatung, Tana-Chemie GmbH, DTVP Deutsches Vergabeportal GmbH, Hays.
Sie sind daran interessiert, Sponsor des nächsten Vergabesymposiums zu werden? Kontaktieren Sie uns gerne unter aussteller@vergabesymposium.de.
Keine Angst vor dem Strafrecht
Einen Blick auf das Strafrecht im Vergaberecht gewährte Christian Heuking, Heuking • von Coelln Rechtsanwälte, dessen Vortrag dabei „Fakten statt Angst“ versprach. Sein Fazit: Die entsprechenden Straftatbestände erfordern Vorsatz. Man könne sich folglich nicht „versehentlich“ strafbar machen.
Für eine offensive Fehlerkultur
Und auch der Vortrag von Dr. Johannes Lux, Vorsitzender der Vergabekammer des Landes Berlin, gab Anlass zu mehr Mut bei der Beschaffung, denn „eine Fehlerkorrektur ist immer möglich“. Lux warb für eine konstruktive Fehlerkultur, bei der man Vergabefehler offensiv im Wege der Selbstkorrektur angeht. Dies werde in der Regel langfristig belohnt.
Blicke über den Tellerrand
Zeitlich wie räumlich wagte das Vergabesymposium „Blicke über den Tellerrand“: Felix Zimmermann, Bundesministerium des Innern, stellte die ambitionierten Vorhaben im Kontext der Weiterentwicklung des Onlinezugangsgesetzes und ihre Auswirkungen auf die öffentliche Beschaffung vor.
Gemeinsam mit Mag. Hubert Reisner, Richter am Bundesverwaltungsgericht Wien, Dr. Thomas Ziniel, Bundesministerium für Justiz und der Beraterin Alexandra Terzaki unternahm das Publikum außerdem einen Ausflug in das österreichische Vergaberecht und dessen Eigenheiten.
Austausch und Interaktion
Ein von Referenten wie Publikum geschätztes Element ist der intensive Austausch – digital und natürlich persönlich. So konnten Teilnehmer des Vergabesymposiums schon während der Vorträge, Podiumsdiskussionen und Fachforen per Smartphone Fragen einreichen und für eingereichte Fragen voten. Die beliebtesten Fragen wurden anschließend von der Moderatorin an die Referenten gerichtet.
Viele Gelegenheiten für Interaktion gab es natürlich in den Veranstaltungspausen – in denen auch die Referenten für den direkten Austausch zur Verfügung standen.
Vergabesymposium 2025
- 20. – 21. Mai 2025
- Jahrhunderthalle Bochum
- 32 Referenten · 2 Fachforen · 12+ Masterclasses
- Frühbucherrabatt bis zum 15. Januar
Fotos: Katrin Hauter