Die Europäische Union plant die umfassende Bündelung von Daten des öffentlichen Beschaffungswesens. Der integrierte „Datenraum für das öffentliche Auftragswesen“ (Public Procurement Data Space, PPDS) soll auch unterhalb der EU-Schwellenwerte greifen.

Brachliegender Datenschatz“ unterhalb der EU-Schwellenwerte

Gehoben werden soll mit dem PPDS ein „brachliegender Datenschatz“ für Steuerzahler, politische Entscheidungsträger und öffentliche Auftraggeber. Denn, so die Kommission in ihrer Mitteilung, bislang seien lediglich Daten von 20 % aller Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber zentral verfügbar und für die Analyse durchsuchbar – nämlich diejenigen oberhalb der EU-Schwellenwerte.

Die restlichen 80 % unterhalb der Schwellenwerte lägen „in unterschiedlichen Formaten auf nationaler oder regionaler Ebene verstreut und lassen sich, wenn überhaupt, nur schwer für politische Zwecke, mehr Transparenz oder eine bessere Mittelverwendung verwerten“.

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Die Schaffung eines integrierten Datenraums, der auch die Unterschwellenvergabe erfasst, soll dementsprechend öffentlichen Auftraggebern, politischen Entscheidungsträgern auf EU- und nationaler Ebene, Unternehmen, Forschern und Steuerzahlern gleichermaßen zugutekommen.

Vorteile vom Wissensaustausch bis zur Korruptionsbekämpfung

Zu den konkreten Vorteilen, die sich mit dem Datenraum über einen reinen Informationszuwachs hinaus ergeben sollen, zählt die Kommission

  • die Erleichterung von Einkaufsgemeinschaften und Zusammenschlüssen, um Preis- und Qualitätsvorteile zu sichern,
  • die erhöhte Attraktivität von Ausschreibungen insbesondere für KMU und Start-ups mit in der Folge mehr Angeboten,
  • verbesserte Korruptionsbekämpfung durch die leichtere Aufdeckung verdächtiger Muster und geheimer Absprachen,
  • erhöhte Vergleichbarkeit Öffentlicher Auftraggeber untereinander und erleichterter Wissensaustausch sowie
  • die Automatisierung von Aufgaben durch weitere Digitalisierung.

Vier-Schichten-Modell

PPDS explained
Bildquelle: Europäische Union

Konzeptionell gliedert sich der Datenraum in vier Schichten, wie die Kommission skizziert:

  1. Eine Datenquellenschicht umfasst neben dem TED-Portal und den Portalen der Mitgliedstaaten auch weitere öffentliche und private Datenbanken, die mit dem PPDS verknüpft werden können. Denkbar seien öffentliche Register mit Unternehmensdaten und Daten zu den eigentlichen wirtschaftlichen Eigentümern von Bieterunternehmen.
  2. In einer Integrationsschicht sollen die Daten aus den vorgenannten Quellen gesammelt, aus den unterschiedlichen Formaten heraus in einer gemeinsamen „Sprache“ – der eProcurement Ontology – vereinheitlicht und anhand von Datenqualitätsregeln überprüft werden.
  3. Die Analyseschicht stellt Instrumente bereit, um die Daten mit Technologien wie künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Natural Language Processing (NLP) zu analysieren.
  4. Die Clientschicht stellt schließlich die Nutzerschnittstelle dar, mit der Endnutzer auf die Daten in der Integrationsschicht ebenso wie auf Auswertungen in der Analyseschicht zugreifen können. Für verschiedene Nutzerkategorien (etwa Mitgliedstaaten, öffentliche Auftraggeber, Unternehmen, Bürger, NRO, Journalisten und Forscher) sollen unterschiedliche Zugangsrechte festgelegt werden.

eForms als wichtige Voraussetzung

Die Errichtung des PPDS soll schrittweise erfolgen. Bis Mitte 2023 sollen die grundlegende Architektur und ein Analyse-Toolset eingerichtet und die auf EU-Ebene veröffentlichten Daten des öffentlichen Auftragswesens im System verfügbar sein.

Eine Voraussetzung ist dabei die verbindliche Verwendung von eForms, durch die sich die Datenqualität dank des besser strukturierten Erfassungsformulars und erweiterter Geschäftsregeln verbessern soll. Auch Aktualisierungen und Korrekturen sollen eForms vereinfachen.

Um deren Potenzial im Hinblick auf die Datenqualität voll auszuschöpfen, sollen die Mitgliedstaaten nach dem Willen der Kommission auch für Verfahren unterhalb der EU-Schwellenwerte die freiwilligen eForms-Bekanntmachungen verwenden.

Fertigstellung bis 2025

Bis Ende 2024 sollen alle teilnehmenden nationalen Veröffentlichungsportale angebunden, die auf EU-Ebene veröffentlichten historischen Daten integriert und der Ausbau des Analyse-Toolsets abgeschlossen sein. Ab 2025 könnte das System für die Anbindung weiterer externer Datenquellen bereit sein.

Weitere Informationen und Quellen

  • News der Kommission vom 16. März: Public Procurement Data Space: Unlocking the wealth of EU public procurement data in Europe
  • Landingpage: The Public Procurement Data Space (PPDS)
  • Mitteilung der Kommission: Ein Datenraum zur Verbesserung der öffentlichen Ausgaben, zur Förderung der datengestützten Politikgestaltung und zur Verbesserung des Zugangs zu Ausschreibungen für KMU

Titelbild: Nastya Dulhiier auf Unsplash