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IT-Produkte sind bei ihrer Herstellung, Verwendung und Entsorgung mit großer Umwelteinwirkung und sozialen Risiken verbunden. Deshalb sollten Organisationen und Unternehmen bei der Auftragsvergabe für IT-Produkte Nachhaltigkeitsanforderungen wie soziale Verantwortung in der Produktion, Anwendersicherheit, Ergonomie und Umwelteigenschaften während des gesamten Produktlebenszyklus stellen.

Aus einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) ergeben sich interessante Ergebnisse für den nachhaltigen Beschaffungsalltag:

Arbeitsplatzcomputer länger zu nutzen, spart Kosten und ist gut für das Klima

In den Fokus geraten dabei die kurzen Austauschzyklen der Hardware. Bei einer Verlängerung der Nutzungsdauer eines Notebooks von 3 auf 6 Jahren, in einem Zeitraum von 10 Jahren, verringern sich das Treibhauspotenzial um ca. 390 kg CO2e (~28%) und die Lebenszykluskosten um ca. 530 € (~28%).

Rohstoffe: Recycling ist prima, löst das Problem aber nicht

Ein Recycling ist nach Stand der Technik nur für sehr wenige Rohstoffe möglich. Für viele wichtige Sondermetalle, die in der IT eingesetzt werden, existieren keine etablierten Recyclingverfahren. Da der Herstellungsaufwand der Geräte die Einsparungen während des Betriebs übersteigt ist es nicht sinnvoll, ein noch funktionierendes Gerät durch ein energieeffizienteres zu ersetzen.

Kürzere Nutzung von Notebooks erhöht Verwaltungsaufwand und Kosten

Das UBA hat auch den Verwaltungsaufwand am Beispiel einer Behörde mit 500 Notebooks untersucht. In diesem Beispielszenario werden durchschnittlich 235 Personentage und Kosten in Höhe von 35.000 Euro eingespart, würden die Notebooks 6 statt drei Jahre genutzt werden.

Bei der Anschaffung neuer IT-Technik empfiehlt das Umweltbundesamt deshalb:

Die Nutzung berücksichtigen: Bei der Beschaffung von Arbeitsplatzcomputern sollten noch viel stärker als bisher die reale Anwendung und die Nutzungsintensität berücksichtigt werden. Heute gibt es ein großes Spektrum an stationären und mobilen PCs unterschiedlichster Konfiguration. Prinzipiell gilt: Je umfangreicher die Ausstattung beispielsweise mit Prozessorleistung, Arbeitsspeicher, Grafikkarte und Netzwerkschnittstellen ist, desto größer ist die resultierende Umweltlast.

Mini-PC für einen stationärer Arbeitsplatz: Wenn es sich um einen rein stationären Arbeitsplatz handelt, richten Sie ihn mit einem Mini-PC ein. Mini-PCs sind in der Regel mit sparsamer Mobiltechnologie ausgestattet und verbrauchen in der Nutzung ähnlich wenig Strom wie vergleichbare Notebooks. Außerdem sind sie aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts und weil sie keinen integrierten Bildschirm und Akku besitzen, deutlich material- und ressourcensparender als Desktop-PCs und Notebooks. Nicht zuletzt haben sie, verglichen mit Desktop-PCs und Notebooks, die geringsten Lebenszykluskosten. Und für die allermeisten Büroanwendungen ist ein Mini-PC völlig ausreichend.

Lange Nutzungsdauer planen: Die Herstellung macht zwischen 64% und 83% der Gesamttreibhausgasemissionen eines Arbeitsplatzcomputers aus. Bei der Neubeschaffung sollten Sie daher stets abschätzen, ob die zum Kauf erwogenen Geräte auch noch Ihren Leistungsansprüchen in den nächsten Jahren genügen werden. Wenn Ihre Ansprüche und Anforderungen in den nächsten Jahren steigen sollten, ist es auch aus Sicht des Umweltschutzes wesentlich besser, höherwertige Geräte mit besserer Konfiguration und Ausstattung zu beschaffen.

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Der Blaue Engel Gütezeichen für die Umwelt

Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen der Bundesregierung zum Schutz von „Mensch und Umwelt“. Es ist anspruchsvoll, unabhängig, und hat sich seit mehr als 40 Jahren als Kompass für umweltfreundliche Produkte bewährt. Deshalb sollen neue Geräte die Kriterien des Blauen Engels erfüllen. Damit erfüllt das Produkt hohe Anforderungen an die Haltbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparaturfreundlichkeit und der Hersteller garantiert die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Zudem sind Geräte mit dem „Blauen Engel“ leise und sparsam im Betrieb.

Strenge Anforderungen an die Qualität und Haltbarkeit der mobilen Geräte: Die mobile Nutzung belastet IKT-Geräte durch Transport, wechselnde Witterungsbedingungen und sonstige Umwelteinflüsse spürbar und verkürzt die Lebensdauer. Fordern Sie aus diesem Grund den Nachweis einer externen, unabhängigen Prüfinstitution an, dass die zu beschaffenden mobilen Geräte umfassende Haltbarkeitsprüfungen bestanden haben. Eine gute Grundlage bildet die Norm IEC 60068, worin Testbedingungen für Temperaturstress, Bildschirmbelastbarkeit, Sturz, Vibrations- und Schockwiderstand definiert werden.

Hochwertige Akkus anfordern: Das Ende einer Akkulebensdauer führt in vielen Fällen zum Ende der Produktlebensdauer. Deshalb sollen Akkus auf gar keinen Fall verklebt, verlötet oder fest verbaut werden. Als Mindestanforderung definieren Sie, dass der professionelle Endnutzer oder ein unabhängiger Fachbetrieb den Akku mit Standardwerkzeugen entnehmen und tauschen kann. Die Akkukapazität nimmt auch ohne Nutzung während der Lagerung ab. Beschaffen Sie daher keine Austausch-Akkus „auf Vorrat“. Darüber hinaus sollten Akkus mindestens 80% der angegebenen Originalkapazität nach 500 Ladezyklen beibehalten. Lassen Sie den Hersteller diese Angabe von einer externen, unabhängigen Institution bestätigen.

Lange Garantien und Dienstleistungsverträge: Ausfälle bei IKT-Geräten können vielfältige Ursachen haben. Defekte innerhalb einer erwarteten Lebensdauer komplett auszuschließen ist nicht möglich. IT-Abteilungen wünschen sich, dass möglichst wenige Frühausfälle auftreten und Defekte schnell behoben werden können, damit der Betrieb ungehindert weiter laufen kann. Verlangen Sie eine Mindestgarantie von 3 Jahren von Ihrem Anbieter. Die Garantie soll nicht nur Reparaturen oder Ersatz umfassen, sondern auch Vor-Ort-Wiederinstandsetzung von Geräten innerhalb von 1 bis 2 Werktagen. Achten Sie darauf, dass Akkus von der angebotenen Garantie abgedeckt sind.

Folgt der Auftraggeber den Empfehlungen des UBA, dann profitiert er doppelt. Er beschafft für seine Behörde hochwertige Produkte und unterstützt gleichzeitig die Einhaltung von Umweltkriterien, was sich positiv auf die Kosten und auf die Umwelt auswirkt.

Der Beitrag stammt von Marina Köhn, Beratungsstelle Green-IT, Umweltbundesamt und ist bereits auch in der auf nachhaltige Beschaffung spezialisierten Zeitschrift „Kleine Kniffe“ veröffentlicht worden.