Umfassende rechtliche Grundlagen, komplexe Vorgänge und nicht zuletzt die Digitalisierung fordern die Mitarbeiter in Vergabestellen immer mehr. Doch nur selten bestehen klare Regelungen für eine spezifische Ausbildung oder Einstellungsanforderungen im Bereich der Auftragsvergabe.
Mit ProcurCompEU hat die Europäische Kommission nun ein Instrument auf den Weg gebracht, das in diesem Bereich unterstützen soll. Mit der Festlegung von 30 Schlüsselkompetenzen erhebt ProcurCompEU den Anspruch, „gemeinsamer Referenzrahmen für Fachkräfte der öffentlichen Beschaffung in der Europäischen Union und darüber hinaus“ zu sein.
Was ist ProcurCompEU und wofür soll es verwendet werden?
ProcurCompEU besteht aus verschiedenen Tools, die einzeln oder in Kombination genutzt werden können und sich beliebig auf die Anforderungen der jeweiligen Organisationen anpassen lassen. Eine Kompetenzmatrix bietet Einzelpersonen und Organisationen die Möglichkeit, Kenntnisse und Fähigkeiten, die für einzelne Berufsbilder und Aufgaben obligatorisch sind, zu bestimmen und verschiedene Erfahrungslevel zu definieren.
Darauf aufbauend gibt es einen Leitfaden zur Selbstbewertung, mit dem die Leistungsniveaus der Mitarbeiter evaluiert werden können. Mithilfe einer Auswertungstabelle lassen sich die Kompetenzen von Mitarbeitern in unterschiedlichen Jobprofilen oder die Beschaffungsabteilung als Ganzes auf Basis der ausgefüllten Fragebogen berechnen. Ein allgemeiner, auf der Kompetenzmatrix basierender Schulungsplan zeigt auf, wie öffentliche Verwaltungen ihre Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen weiterbilden können.
Die inhaltliche Basis von ProcurCompEU, die Kompetenzmatrix, ordnet die üblichen Kerntätigkeiten von Fachkräften des öffentlichen Beschaffungswesens 30 Kompetenzen zu. Diese sind in zwei Hauptkategorien – vergabespezifische und berufliche Kompetenzen – mit jeweils drei Unterkategorien unterteilt. In jeder Kompetenz wird zwischen vier Niveaustufen von Grundkompetenz bis Expertenwissen unterschieden.
Da das öffentliche Beschaffungswesen sehr unterschiedlich aufgestellt ist und bspw. abhängig von Größe oder Organisation unterschiedlich agiert, erhebt ProcurCompEU nicht den Anspruch, einen Standardansatz vorzugeben. Vielmehr sollen die Instrumente an die organisatorischen Strukturen der einzelnen Stellen des Beschaffungswesens anpassbar sein und somit sowohl für Einzelpersonen, Behörden als auch für Ausbildungseinrichtungen und Zertifizierungsstellen nutzbar sein. Vor allem bei der strategischen Entwicklung innerhalb von Organisationen will ProcurCompEU unterstützen. Auf Grundlage des Überblicks über bestehende Fähigkeiten und Kompetenzen, den die Selbstbewertung der Mitarbeiter ermöglicht, können Organisationen ihre Aus- und Weiterbildungsprogramme so planen, dass Wissenslücken geschlossen werden.
Weitere Informationen
Das komplette ProcurCompEU-Instrumentarium sowie eine Studie über die Professionalisierung des öffentlichen Beschaffungswesend in der EU und Fallstudien aus Ländern, in denen ProcurCompEU in Pilotprojekten bereits eingeführt wurde, sind zum Download auf der Seite der Europäischen Kommission verfügbar. Sie finden alle Materialien unter folgendem Link
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